Nichts dazugelernt

Als gottlose Ungläubige ist es mir dennoch gestattet, den Linzer Mariendom aufzusuchen und zu bestaunen. Meine Parteigenoss*innen mögen mir mein Faible für Herrschaftsarchitektur verzeihen, aber ich bewundere gerne solche imperialen Gebäude, auch wenn ich mir dessen bewusst bin, dass die Errichtung zum allergrößten Teil der einfachen Bevölkerung abgepresst wurde, indem man sie zu Spenden zwang.

Der Homepage der katholischen Kirche ist zu entnehmen, dass es Bischof Rudigier 1862 ein Anliegen war, dass „der imposante Bau nur aus Spendengeldern finanziert werden sollte, um dem festen Glauben der Menschen in Oberösterreich und über die Landesgrenzen hinaus materiell Ausdruck zu verleihen.“

Heute lassen sich die Menschen zwar nicht mehr direkt zu Spenden zwingen, dafür dürfen Banken und Sparkassen als Förderer mit großflächiger Werbung die Fassade des Doms verunstalten. Der Denkmalschutz schaut weg. Raiffeisen, Sparkasse, Oberbank, Hypobank – die modernen Geldwechsler, die Jesus aus dem Tempel in Jerusalem vertrieben hat (nachzulesen in allen vier Evangelien) spenden nun ganz ungeniert und steuerreduzierend das Geld, das sie den Bankkunden auf deren Gehalts- und Pensionskonten abgepresst haben.

Karin Antlanger

Schwarze Demagogie

Die ÖVP erklärt den „politischen Islam“ zum Feindbild. Für Kurz & Co. ist das „christliche Abendland“ Maßstab aller Dinge. Verständnis dafür äußert Hans Rauscher: „Österreich, Europa hat den politischen Katholizismus überwunden, der antidemokratisch und reaktionär war“ (Standard, 18.11.2020).

Dass in Ungarn und Polen der „politische Katholizismus“ fröhliche Urstände feiert – Stichwort Abtreibung, Homosexualität etc. – dürfte ihm entgangen sein.

Aber warum in die Ferne schweifen: Die ÖVP-Ministerinnen Raab und Aschbacher haben die Forderung der seit Einführung der Fristenlösung 1975 dagegen Sturm laufenden „Aktion Leben“ nach einer „anonymen“ Statistik über Schwangerschaftsabbrüche aufgegriffen. Die Ex-Ministerinnen Korosec und Rauch-Kallat leisten Schützenhilfe (Standard, 26.11).

Hinter „Fakten helfen“ steckt unverhüllter Druck auf Frauen in Notlagen. Mehr Prävention, zeitgemäße Sexualpädagogik und kostenlose Verhütungsmittel sind für das „abendländische“ Frauenbild der ÖVP kein Thema. Das Frauenrecht auf Selbstbestimmung wird zudem dadurch unterlaufen, dass in ÖVP-geführten Ländern in öffentlichen Spitälern die Fristenlösung boykottiert wird. Also „politischer Katholizismus“ in Reinkultur.

Leo Furtlehner