Wurmfreiheit für alle!

Karin Antlanger sieht das Hoamatland gegen die Wand rennen

Oberösterreich ist Europameister bei der Bodenversiegelung, Bundessieger bei den niedrigsten Frauenlöhnen, rekordverdächtig im Kopf-an-Kopf-Rennen mit Salzburg bei den Corona-Infektionszahlen. Aber dafür haben wir eine von Weitsicht befreite Landesregierung und sind obendrein wurmfrei. Freiheit auf oberösterreichisch.

Die Gesundheitslandesrätin sprach auch noch kurz vor dem Aufprall an die Wand davon, dass sie sich die Coronazahlen genau anschauen würde. Da ihr Anschauen mehr ein Zuschauen war, endete es ein paar Tage später in einem neuerlichen Lockdown. Dem sonst so lauten Pochen auf den Föderalismus folgte der kleinlaute Ruf der schwarzen Landeshauptleute nach klaren Anweisungen durch die Bundesregierung.

In Wels durften Coronaschwurbler eine Krankenhausausfahrt unter Polizeiaufsicht blockieren. Hätten linke Demonstranten Vergleichbares gemacht, wären vermutlich Wasserwerfer zum Einsatz gekommen. In den Krankenhäusern wird schon triagiert, indem notwendige Operationen zugunsten von nicht geimpften Coronaleugnern abgesagt werden, weil diese die Intensivbetten belegen.

Expert*innenmeinungen wurden den Sommer über bis Oktober wegen der Landtagswahlen ignoriert, dafür haben wir weiterhin eine Gesundheitslandesrätin, die in ihrem Wirtschaftsstudium wohl eher die Gewinnmaximierung durch Kostensenkung im Gesundheitswesen erlernt hat, als dass sie auf das Gemeinwohl der Bevölkerung fokussieren würde. Eine Landesregierung, die aus Rücksicht auf ihren blauen Koalitionspartner bis zuletzt zugeschaut hat. Wäre sie ein Wirtschaftsbetrieb, hätte sie schon längst Konkurs anmelden müssen.

Aber die Hoamatlandler besorgen sich lieber gefälschte Impfnachweise, gehen trotz Absonderungsbescheids ins eigentlich geschlossene Fitnessstudio und nehmen ohne Maske an Corona-Demos teil. Da können sie es „dem Staat mal so richtig zeigen, was sie von ihm halten.“ Sie merken es nicht, dass es „die da oben“ sind, die es ihnen zeigen. Die sog. Eliten sind längst doppelt und dreifach geimpft, während „die da unten“, die sich nur noch auf Gratis-Infos aus dem Netz in Form von Verschwörungsmythen verlassen, zum geschmuggelten Wurmmittel greifen.

Was wohl Darwin zu dieser Entwicklung sagen würde? Der Mensch als Irrläufer der Evolution?

Gesetz ohne Schärfe

Leo Furtlehner über die Raumordnungsnovelle des Landtages.

Allen Widerständen zum Trotz hat die schwarz-blaue Landtagsmehrheit am 12. November 2020 die Novelle zum Raumordnungsgesetz durchgeboxt. Der zuständige Landesrat Achleitner (ÖVP) schwadroniert über „eines der schärfsten Gesetze der Republik“.

Schon eher dürfte zutreffen, dass es sich um „ein weitgehend wirkungsloses Gesetz“ handelt, wie der grüne Klubchef Hirz meint. Sind doch die größten Sünden beim Zubetonieren des Landes längst erfolgt. Flächenfraß und Versiegelung rückgängig zu machen ist kein Thema. Da steht das geheiligte Privateigentum und die Spekulation durch Hortung von Bauland darüber.

Laut World Wildlife Founds werden in Oberösterreich täglich im Schnitt 2,1 Hektar Boden verbraucht. Fast die Hälfte davon wird mit Beton und Asphalt dauerhaft versiegelt. So geht Grünland verloren, das für Lebensmittelproduktion, Wasserrückhalt und als Lebensraum für Tiere und Pflanzen fehlt.

Die Landespolitik ist dem Kapital verpflichtet. So hat etwa der 2019 als Verbund-Chef nach Wien entschwundene Ex-LHStv. Strugl (ÖVP) massive Eingriffe in den Linzer Grünzug – etwa am Harterplateau oder am Freinberg – verordnet. Pöttinger in Grieskirchen und Google in Kronstorf dürfen Betriebsansiedlungen mitten in wertvollem Grünland durchführen. Im Stodertal will man allen Klimabedenken zum Trotz 45 Hektar für das Skigebiet samt tausend weiteren Parkplätzen opfern.

Nun ist zwar auch beim Land bekannt, dass in Oberösterreich über tausend Hektar Industrie- und Gewerbe-Brachflächen nicht genutzt sind und viele Tausende Wohnungen seit Jahren leerstehen.

Doch diesen spekulativen Leerstand gezielt zu nutzen und bei Notwendigkeit auch ins geheiligte Privateigentum – etwa durch Um- und Rückwidmungen, Einweisungsrechte oder gar Enteignung – einzugreifen wird entrüstet abgelehnt.

Der blaue LHStv. Haimbuchner meint recht offenherzig, man wolle nicht mit „marxistischen Ideen wie einer Leerstandsabgabe“ arbeiten (OÖN, 15. 6. 2020).

Und so werden weiter Einfamilienhäuser und Einkaufszentren auf der grünen Wiese errichtet und Umfahrungen und Ausfallstraßen mit Gewerbebauten zugeknallt. Dafür darf im Gegenzug über verwaiste Ortskerne und verschwundene Nahversorger oder Gasthäuser gejammert werden.