Warum Integrativlehre?

„Fachkräftemangel“ schreien zwar viele Unternehmen und zeigen damit wohl eher die Unfähigkeit das eigene Personal von morgen in den Betrieben selbst auszubilden. Noch immer werden Jugendliche lieber in überbetriebliche Maßnahmen geparkt als zu fachkundigen Mitarbeiter*innen auszubilden.

Gar nicht so selten geschieht es, dass Jugendliche zum Beispiel auf Grund eines sonderpädagogischen Förderbedarfs, Lernschwäche oder soziale/ emotionale Beeinträchtigung keine Chance auf einen regulären Lehrplatz bekommen. Denn auch in der öffentlichen Verwaltung ist man noch nicht so weit, dass man die Berufsausbildung für Jugendliche mit Förderbedarf den Erfordernissen anpasst.

Dabei wären sehr wohl die gesetzlichen Rahmenbedingungen für eine integrative Berufsausbildung mit einer verlängerten Lehrzeit bzw. einer Absolvierung mit Teilprüfungen möglich. Dazu würde auch noch die Unterstützung ua. durch Berufsausbildungsassistenz der Caritas sowohl Jugendliche wie auch Betriebe begleiten. Es bräuchte daher eine Verpflichtung per Gesetz für Unternehmen und Gemeinden „integrative Lehrstellen“ auszuschreiben und zu besetzen.

Armin Kraml

Gezielte Hinhaltetaktik

Heike Fischer zur Situation der Elementarpädagogik.

Schlimm genug, dass Kinderbildung und -betreuung Ländersache ist. Noch schlimmer, dass in Oberösterreich bis 2021 nicht einmal klar war, wer dafür zuständig ist – Landeshauptmann oder Stellvertreterin. Dafür mussten zwischen Jänner und April 2022 erst Straßenaktionen und eine Demo vor dem Landhaus stattfinden.

Wenig wertgeschätzte Kolleg*innen aus Kindergärten, Krabbelstuben und Horten machten – unterstützt durch die Gewerkschaften younion und GPA – auf die katastrophale Situation in den Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen (KBBE) aufmerksam und forderten die Politik zum Handeln auf.

Bis im Mai endlich feststand, dass LH-Stellvertreterin Haberlander zuständig ist. Endlich konnten erste Gespräche stattfinden, denen Verhandlungen darüber folgen sollten, welche Maßnahmen erforderlich sind, um Verbesserungen zu erreichen und die Beschäftigten zu entlasten.

Gefordert werden Verkleinerung der Gruppengrößen, zusätzliches Personal, eine Ausbildungsoffensive, gerechte Entlohnung, Abbildung aller Berufsgruppen im Gesetz sowie Sicherstellung von erwachsenengerechtem Mobiliar. Zweifelsohne ein umfangreiches Paket, welches schrittweise verhandelt werden muss, aber bis zum Herbst hätte vieles davon stehen können.

Stattdessen präsentierte Haberlander nach intensiven Gesprächsrunden im Sommer ein Grundsatzpaket, das aus Sicht der Belegschaftsvertreter*innen weder ausreichend noch treffsicher ist. Damit war für die Frau Vize-LH die Thematik abgehakt, ohne dass jemals verhandelt worden wäre. Im September fanden Betriebsversammlungen im gesamten Bundesland statt, in denen das Grundsatzpaket diskutiert und mit überwiegender Mehrheit als ungenügend oder gar als „Frotzelei“ bewertet wurde.

Die KBBE-Beschäftigten sind mittlerweile schon so sauer über diese Hinhaltetaktik, dass die Bereitschaft auch zu streiken groß ist. Die Gewerkschaften younion und GPA reagieren zur Recht mit Protest und fordern ein Zurück an den Verhandlungstisch. Damit tut sich scheinbar Haberlander schwer, denn im Oktober passierte nix, bis auf die mediale Verkündung „Wir brauchen keinen Streik.“

Sieht so Verhandlungsbereitschaft aus? Der Unmut bei den Beschäftigten ist riesig und laut und bewirkt, dass es scheinbar nun doch im November Verhandlungen geben soll.

Zuckerl für Konzerne

Die neue Technik-Uni in Oberösterreich mit Schwerpunkt „Digitalisierung“ wird nun immer konkreter. Offiziell soll diese neue Hochschule ja „Institute of Digital Sciences Austria“ (IDSA) heißen. Man hat sie nämlich einfach vorbei an den bestehenden Gesetzen auf neuer rechtlicher Grundlage – ohne lästige demokratische Mitbestimmung und Transparenz – gegründet.

Mit einem wissenschaftlichen Forschungs- und Lehrprogramm hat die Uni auch nichts zu tun. So entsteht ein weiteres „Leuchtturmprojekt“ mit einseitiger Ausrichtung für die Wirtschaft. Die KPÖ hat deshalb in einer Aussendung gemeint, man solle die Digital-Uni doch gleich „Sebastian-Kurz-Uni“ nennen.

Als Kurz noch Bundeskanzler war und in Oberösterreich die Landtagswahlen anstanden, haben Landeshauptmann Stelzer und der damalige Kanzler dieses Projekt ausgemacht. Es spiegelt damit das „System Kurz“ geradezu vorbildhaft wider: Es wird auf völlig undemokratische und intransparente Weise viel Geld der Allgemeinheit für private Konzerninteressen umverteilt.

Und sozusagen als „Draufgabe“ soll die neue Uni in Linz beim Science Park der JKU auf der Wiese gebaut werden. Dafür werden weitere 5,5 Hektar Grünfläche versiegelt.

Michael Schmida

Verrechenkünste

Dario Krenn über das aktuelle Uni-Budget.

Anfang Juli gab Universitätskonferenz-Präsidentin Sabine Seidler bekannt, dass die Unis rund 475 Millionen Euro mehr brauchen, um den bisherigen Betrieb aufrecht erhalten zu können. Seitdem hat sich die Welt weitergedreht: Inflation und Energiepreise sind gestiegen, eine Trendwende ist nicht in Sicht.

Für Bildungsminister Polaschek war es aber völlig unvorstellbar, dass mit steigender Inflation, steigenden Energiekosten und erhöhtem Heizbedarf in den kalten Monaten, entsprechend mehr Geld (nämlich 1,2 Milliarden Euro) für die Hochschulen notwendig sein wird, als man im Juli noch gedacht hat. Kann also Polaschek nicht richtig rechnen oder kalkulieren?

Nein, natürlich kann er beides, aber es ist schlichtweg von den Herrschenden nicht gewollt, dass Bildung ausreichend finanziert wird. Bildung wird nicht um der Bildung Willen betrieben (da könnten ja kritische Geister entstehen), sondern um passendes „Human-Kapital“ (Zitat von Polascheks Vorgänger Faßmann) zu „produzieren“. Die Unis sollen einfach Fachpersonal einsparen und die Studierenden die Zähne zusammenbeißen, wenn die Hörsäle nicht mehr ausreichend beheizt werden – es wird schon irgendwie gehen.

Prominenter Fürsprecher für eine ausreichende Finanzierung der Hochschulen ist hingegen Physik-Nobelpreisträger Anton Zeilinger. In einer ersten Rede wies er darauf hin, dass seine Forschungsleistungen nur dank einer entsprechenden Finanzierung der Unis möglich gewesen sind. Sogleich stimmte die Boulevard-Presse in Jubelchöre nach dem Motto „Wir sind Nobelpreisträger“ ein und schaffte dabei das Kunststück, Zeilingers – fast prophetisch, fast mahnend klingende Worte – bei Artikeln über das kommende Budget ganz zu „vergessen“.

Brav wurde das Narrativ übernommen, dass für Bildung halt leider nicht so viel drinnen sei, aber die nicht ausreichende Finanzierung eh schon ein Erfolg ist – dem Herrn Minister Polaschek sei Dank. Es ist dann auch nur konsequent, die vorgesehenen Summen für das Bundesheer kritiklos zu übernehmen, denn das Heer brauche im Kampf gegen Windmühlen halt einfach mehr Geld. Damit hat man auch wieder einmal gesehen, dass das Budget auch Teil der Umverteilung von unten nach oben ist – und diese permanent weitergeht.

Wer gar nix kann darf Kindergärtner werden?

Seit 1980 dürfen Männer in Österreich die Ausbildung zum Elementarpädagogen machen. Sie dürfen – aber wollen nicht. Nur zwei Prozent aller Kindergärtner*innen sind männlich.

Um die dringend gesuchten Männer für diesen Beruf zu interessieren, sollen nach einem Verordnungsentwurf des Bildungsministeriums die „schwierigen“ Eignungstests vereinfacht werden. Grundfähigkeiten in Zeichnen, Musizieren (einen einfachen Rhythmus nachklatschen) oder Sport (Purzelbaum schlagen) werden nicht mehr verlangt.

Das Image der Elementarpädagogik ist einerseits wegen der Bezahlung (Frauengehälter!) schlecht andererseits aber auch wegen der verstaubten und bürokratisierten Abläufe in öffentlichen Kindereinrichtungen. Nicht umsonst finden sich die meisten männlichen Pädagogen in privaten Outdoorkindergärten, wo auch kreativere und selbstbestimmte Abläufe möglich sind.

Es wird nicht reichen, den Purzelbaum zu streichen. Solange Frauen schlecht bezahlt werden und ihnen das Image von „Tanten, die ein wenig mit den Kindern spielen“ umgehängt wird, werden Männer nicht in diese Berufe drängen.

Karin Antlanger

Die Firma dankt

Sven Janson über zwei Unis, eine davon eine GmbH.

Nun hat also Linz als Landeshauptstadt das Rennen um den Standort der technischen Universität in Oberösterreich gemacht. In Wels herrscht darüber zwar noch etwas Gram, aber insgesamt erscheint der Standort als nicht ganz unlogisch, wenn man betrachtet was am Campus in Linz in den letzten Jahren so passiert ist.

Ziemlich überraschend war die plötzliche Ankündigung des damaligen Kanzlers Kurz, dass es zukünftig eine weitere Universität in Oberösterreich geben wird. Diese soll sich mit dem technischen, speziell dem digitalen Bereich beschäftigen. Grundsätzlich ist die Errichtung einer Uni ja nichts Schlechtes. Suspekt wird es nur dann, wenn sich die Frage nach dem Sinn einer neuen Uni stellt, denn letztlich hätten vorhandene Kapazitäten an anderen Universitäten ausgebaut werden können, auch an der JKU.

Es blieb also noch die Frage nach dem Standort und der detaillierten zukünftigen inhaltlichen Ausrichtung offen. Dass es in Richtung Zuarbeit und Ausbildungen für die IT und Industrie in (Ober-)Österreich gehen wird, wurde spätestens klar, als die Liste der Mitwirkenden der Konzeptgruppe für die inhaltliche Ausrichtung öffentlich wurde. Neben einem ehemaligen Google-Sicherheitschef, einem Vertreter von Dynatrace und anderen, ist auch die WKO auf der Liste vertreten.

Früher gab es dazu Kommissionen, die von verschiedenen Interessenvertretungen der Universität (darunter auch so genannte Studierende und ProfessorInnen) besetzt wurden. In diesen wurden dann Inhalte von Studiengängen fixiert. Nun bestimmen also Unternehmen selbst, was so gelehrt werden soll. Dazu passend auch der Standort – JKU. Speziell im Science Park lässt sich wunderbar beobachten, wozu Universitätsgebäude immer mehr dienen.

Sie werden vermehrt Forschungsstätten für große IT- und Industriekonzerne. Firmen wie Apple oder Oracle haben bereits Namensschilder an der Altenberger Straße 64 und forschen da, wie an Hochschulen üblich, im Interesse der Allgemeinheit und dem eigenen Profit mit Geld von der Allgemeinheit.

Da wundert nichts mehr. Auch nicht, dass die zukünftigen Verwaltungsangestellten nicht nach dem Kollektivvertrag für Uni-Bedienstete, sondern nach dem „general labour law“ bezahlt werden sollen, wie es im englischsprachigen Bericht der Konzeptgruppe steht. Die Firma dankt.

Foto: Links Wien

Vogelstrauß-Taktik

Daniel Steiner zur Personalmisere an den NMS.

Schulen auf? Schulen zu? Quarantäne Hui! Distance-Learning Pfui! Der weitgehend leistungsfreie Ministergehaltsbezieher Fassmann hat das Land durch seine kreativen Verantwortungsabschiebemaßnahmen in eine umfassende Dauerdiskussion verstrickt.

Dabei geht der Blick für eine essenzielle Krise, die zurzeit vor allem den Bereich der ehemals neuen Mittelschule betrifft, verloren, nämlich einen eklatanten Personalmangel. Überstunden häufen sich, auch Direktor*innen in den Klassenzimmern sind keine Seltenheit mehr. Von coronabedingten Krankenständen ganz zu schweigen.

Was ist geschehen? Eine Pensionierungswelle trifft auf eine Umstellung in der Ausbildung der Junglehrer. Ziel der Ausbildungsreform ist es „eine bessere Qualität, um Lehrer auf neue Anforderungen wie Sprach-, Frühförderung oder Individualisierung vorzubereiten.“ Dies durchaus hehre Ziel soll durch eine stärkere Akademisierung der Lehrer*innenausbildung durch einen verpflichtenden Masterabschluss für alle Lehrberufsanwärter*innen erreicht werden.

In den Volks- und den – nun nicht mehr neuen – Mittelschulen ist das Unterrichten für Berufsanfänger*innen schon mit Bachelortitel möglich, während man berufsbegleitend das Masterstudium absolviert. Und genau hier hakt es dann: Berufsbegleitend das Masterstudium zu absolvieren geht nur mit einer Teilzeitanstellung.

Jetzt muss man wissen, die Einsteigergehälter für Lehrer*innen sind nicht gerade üppig. Etwa 2.700 Euro brutto für eine Vollanstellung, da wird das Ganze bei mehreren Jahren in Teilzeit berufsbegleitend studierend arbeiten schon eng. Vor allem für Menschen, die von ihrem Einkommen auch tatsächlich leben sollten.

Dementsprechend sinken heutzutage die Zahlen der potenziellen Junglehrer*innen. Nachdem die bereits erwähnte aktuelle Pensionierungswelle wenig überraschend kommt, kann man den zuständigen Bildungsminister*innen seit Claudia Schmied durchaus Arbeitsverweigerung vorwerfen!

Dass die beschriebene Gemengelage, längere Ausbildung, miserable Anfangsgehälter plus Pensionierungswelle Österreichs Schulen in gröbere Probleme führen würde, ist seit mindestens einem Jahrzehnt absehbar. Deshalb: Nicht genügend! Setzen.

Techno Power

Mein technisches Studium habe ich 2012 mit 47 Jahren an der FH Wels abgeschlossen. Der Studiengang Produktdesign und Technische Kommunikation war auf „Wiedereinsteigerinnen“ ausgerichtet, die vom Arbeitsmarktservice dazu eingeladen wurden, welches auch die Kosten für das Einkommen in Höhe des Arbeitslosengeldes übernahm.

Die meisten Kolleginnen hatten kleine Kinder, etwa die Hälfte des Lernstoffs war zu Hause zu erarbeiten. Das wird vielen Frauen, die jetzt Homeoffice plus Homeschooling aufgebrummt bekommen, gut bekannt sein. Zu Hause arbeiten und „nebenbei“ die Kinder beaufsichtigen. In der Realität schaut das dann so aus, dass die Mütter die Lern- und Arbeitszeit eben von ihrer Nachtruhe abzwacken.

Trotz aller Schwierigkeiten ist das Programm Frauen in Handwerk und Technik (FIT) eine Erfolgsgeschichte, alle Kolleginnen hatten danach einen gut bezahlten Job. FIT existiert nach wie vor, entscheidend ist dafür aber, ob es auch offensiv beworben wird, damit Frauen überhaupt davon erfahren. Für das Arbeitsministerium hat die Höherqualifizierung von Frauen offenbar keine Priorität.

Wer soll denn mit den Kindern lernen, wenn sich die Frauen in die Fertigungshalle oder ins Forschungslabor vertschüssen? Na eben!

Bärbel Rinner

Selbst schuld, ihr Frauen!

Heike Fischer über Homeschooling in Corona-Zeiten.

Rolle rückwärts bei der Gleichberechtigung: Die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie drängen viele Frauen in alte Rollenmuster zurück. Die Schließung von Schulen und Kindergärten hat den Alltag der Familien auf den Kopf gestellt. Frauen leisten Homeoffice und Homeschooling parallel, stemmen den Haushalt und halten dem Mann den Rücken frei.

Corona wäre eine Chance für mehr Gleichberechtigung. Denn alle sitzen im selben Boot: Möglichst zu Hause bleiben, im Homeoffice arbeiten, die Kinder am Küchentisch unterrichten. Die perfekte Gelegenheit die neuen Aufgaben fair zu verteilen.

Wann, wenn nicht jetzt, sollten Kollegen und Geschäftspartner Verständnis dafür aufbringen, wenn die kleine Emma in die Videokonferenz platzt, weil sie mal aufs Klo muss? Sollte Chef oder Chefin erklärt werden können, dass die Mittagspause verlängert werden muss, um dem Großen bei Mathe zu helfen? Hätten Eltern gemeinsam auf die besondere Doppelbelastung durch Job und Familie aufmerksam machen können? Doch es läuft anders. In der Krise übernimmt die Frau Kinder und Küche, der Mann konzentriert sich auf das Wesentliche. Eine Mutter sagt, es sei ihrem Mann einfach nicht zuzumuten, im Homeoffice die Kinder zu betreuen. Also tut sie es.

Die Männer halten sich für „systemrelevant“, obwohl meistens Frauen das System am Laufen halten. Sie sitzen an den Kassen der Supermärkte und Drogerien, schuften in Alten- und Pflegeheimen, erhalten in den Kindergärten den Notbetrieb aufrecht. Und nach der Arbeit gehen sie noch schnell einkaufen, kochen, schmeißen die Waschmaschine an und pauken mit den Kindern Englisch-Vokabeln. Mama macht das schon.

Frauen dürfen nicht einmal zu laut jammern. Sie hätten diese Rollenverteilung nicht schlucken dürfen. Sie hätten aufstehen, sich vor ihren Partner stellen und sagen müssen: „Mein Job ist genauso wichtig“. Sie hätten sich weigern müssen, die zusätzliche Last allein zu tragen. Dann würde die gesellschaftliche Debatte darüber in Gang kommen.

Es hätte schneller Konzepte für die Wiedereröffnung von Schulen und Kindergärten gegeben, wenn auch Männer die Konsequenzen der Schließung tragen müssten. Doch statt Fairness zu fordern, haben sich die Frauen dem jahrhundertealten Rollenbild unterworfen. Rückschritt statt Revolution: Eine historische Chance vertan!

Klare Chef- Sache

War es kürzlich nur eine Digital-HTL, soll es jetzt viel größer kommen: Der Bundeskanzler hat in seiner großzügigen und einnehmenden Art dem Land Oberösterreich eine zusätzliche Universität versprochen.

Alle in der oberösterreichischen Politik, vom Landeshauptmann angefangen, sind nun ganz happy. Was ist das denn für eine schöne Sache und ein Kompliment für den „Standort Oberösterreich“. Überhaupt sind sich alle einig, der Wirtschaftsstandort ist ganz wichtig und Hochschulen haben nur das eine Ziel diesem obersten Ziel zu dienen.

Dementsprechend schauen auch die Schwerpunkte der neuen Uni aus. Der Plan sieht ganz zur Freude der Industriellenvereinigung vor, eine technische Uni mit den Schwerpunkten Industrie und Digitalisierung bis 2024 zu gründen.

Die Spitzen der Wissenschaft oder die Uni-Vertreter*innen – in Österreich gibt es bereits drei TU-Standorte – wurden bei dieser Entscheidung gar nicht befragt. Nicht einmal der zuständige Bildungsminister durfte da viel mitreden.

So ist sie halt, die Kurz’sche Politik inklusive großer Ankündigungen: Für Standort, Wirtschaft, Vaterland entscheidet der Chef allein.

Michael Schmida