Raiffeisen in Not?

In vielen kleineren Gemeinden hat Raiffeisen ihre Bankfilialen zugesperrt. Die Begründung ist wirtschaftlicher Natur: Einsparen und effizienter machen. Neben der Schließung von Postfilialen, Wirtshäusern etc. werden kleine Gemeinden so zu reinen Wohneinheiten, was zusätzlichen Verkehr mit allen Folgen erzeugt.

Wie alle Banken muss Raiffeisen am Hungertuch nagen. Wie soll man mit einem Gewinn von 1,3 Milliarden (2021) bloß über die Runden kommen? Raiffeisen macht Werbung damit am alten Genossenschaftsgedanken anzuknüpfen.

Doch das Konglomerat aus Landesbanken, der Raiffeisen International und anderen Firmen, hat mit den Ideen des Sozialreformers Friedrich Raiffeisen so viel zu tun wie die heutige SPÖ mit Marx und Engels. Die gemeinnützigen Aktionen der heutigen Raiffeisenbank beschränkt sich auf PR-Aktionen wie gratis Kuchen am Weltspartag.

Man könnte natürlich aufhören den privaten Banken zu vertrauen und eine staatliche Bank im Volkseigentum schaffen, die ihre eigentlichen Aufgaben erfüllt, damit die Arbeiterschaft ihr Geld sparen kann – statt Bankkunden zuzumüllen mit Werbung für Aktienpakete und Zusatzversicherungen.

Andreas Auzinger

Brothers in Crime

Michael Graber über Kriminalität in der Bankenwelt.

Die Bankenkriminalität der letzten Jahre umfasst „systemrelevante“ und weltweit bekannte Institute. Nicht zu vergessen seinerzeit auch die Bawag.

Nicht alle Bankenzusammenbrüche sind kriminellen Machenschaften geschuldet, obwohl die Grenze zwischen (nachträglich erkannten) offensichtlich kriminellen Betrug und nahe der Kriminalität gelegene Spekulation nicht wirklich gezogen werden kann. Zur Bankenkriminalität gehört jedenfalls auch der Steuerbetrug, wie die Cum-Ex-Geschäfte zahlreicher Banken und Fonds in Deutschland zeigen, wo es um 2,5 Mrd. Euro erschlichene Steuererstattungen geht.

Warum sind die durch kriminelle Machenschaften in den und durch die Banken erzielten Profite, bzw. darauffolgende Crashs so hoch? Weil sich heute im Finanzsektor ein Großteil des frei verfügbaren Kapitals und offensichtlich auch frei erfundenes Kapital, wie bei Wirecard konzentriert, und dort die undurchsichtigsten Geschäftsmethoden gängig sind, die im Produktionssektor gar nicht möglich sind.

Das hat sich also auch der Herr Pucher (nur er?) von der relativ kleinen, aber für das Burgenland wichtigen Commerzialbank zum Vorbild genommen und das mit österreichischen Besonderheiten des Wirtschaftslebens verbunden: Gründe eine Genossenschaft von ein paar Mittelständlern, gründe daraus eine Bank und setze die Vertrauensleute aus der Genossenschaft in den Aufsichtsrat.

Gründe oder unterstütze in weiterer Folge möglichst auffällig einen Fußballverein zur gesellschaftlichen Akzeptanz des Sponsors (hat sich die Commerzbankbank einen Fußballverein gehalten oder war es eher umgekehrt?), befreunde dich mit den lokalen Politikern und auch in höheren Etagen und du kannst über Jahre unbehelligt erfundene Bilanzen vorweisen, prüfen lassen bis durch ein Missgeschick (die Prüfung der ÖNB) der Krug bricht.

Die letzten Stunden vor dem Lockdown der Bank war offensichtlich der Parole „Rette sich wer kann“ gewidmet, wobei die üblichen Verdächtigen natürlich nicht unter den kleinen Anlegern zu finden sind.