
Es war August 1934, und obwohl Deutschland dem Nationalsozialismus und Österreich dem austrofaschistischen Ständestaat unterworfen waren, machten sich tausende Jugendliche quer durch Europa auf den Weg zum dritten internationalen, sozialistischen Jugendtreffen nach Lüttich.
Die Villacher Alois Buttinger und Anselm Inzinger kehrten wohlweislich, obwohl in Kärnten keine Februarkämpfe stattfanden, schon Monate zuvor ihrer Heimatstadt den Rücken. Zuerst flüchteten sie in die Schweiz, von wo aus sie mit Fahrrädern zu den Sozialisten ins tschechische Brünn fuhren. Ihre Reise führte sie unter großen Entbehrungen westwärts durch Nazideutschland bis nach Maastricht, wo sie getarnt als Teilnehmer der Tour de France illegal die Einreise nach Belgien und nach Lüttich schafften.
Nach über 1800 Kilometer auf dem Fahrrad gab es für die beiden keine Option zur Rückreise. Ein Foto aus dieser Zeit dokumentiert Inzinger mit entschlossenem Blick auf einer staubigen Piste, sein vollgepacktes Fahrrad fest im Griff. Es trieb sie weiter bis nach England, von wo aus sie in den 1940ern in die USA emigrierten.
Hans Staudinger