Fragwürdige Hymne

Alles Heimattümelnde hat etwas Künstliches. Die Heimatliebe, diese sentimentale Rührung, ergreift Menschen meistens erst in der Ferne. So auch Franz Stelzhamer, der – während Frau und Kind daheim buchstäblich hungerten – die besten Hotels des Landes frequentierte.

Mag dieser Zug schon unangenehm sein, so wird er noch haushoch übertroffen von ganz und gar abstoßenden antisemitischen Machwerken aus seiner Feder. Vom „Juden“, der, einem „blutsaugenden Bandwurm“ gleich, „gesunden Volkskörpern“ den Lebenssaft aussaugt, ist etwa im „Bunten Buch“, einer von ihm selbst zusammengestellten Sammlung, zu lesen.

Ludwig Laher, Germanist und Autor, hat sich damit auseinandergesetzt, leider dringt die Kritik nicht durch. Davon zeugen die vielen Denkmäler, Stra- ßen und der nach wie vor aktive Mundartverein Stelzhamerbund. Und nicht zuletzt die mittlerweile 70 Jahre alte Landeshymne von Oberösterreich. Die Festreden zum 70er kommen um eine Erwähnung der antisemitischen Abgründe nicht mehr herum, allzu ernst meint man es jedoch nicht. Änderung der Hymne? Verrat an der Tradition! Kommt nicht in Frage.

Bärbel Rinner

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