Hans-Henning Scharsach über deutschnationale Burschenschafter als Kader der FPÖ

Auf einem Foto vom Linzer Burschenbund-Ball sind von 21 erkennbaren Burschenschaftern der Arminia Czernowitz 16 als Funktionäre der FPÖ identifizierbar: Die Burschenschaften waren Wegbereiter der NS-Rassen- und Vernichtungspolitik. Sie organisierten Hitlers Marsch auf die Feldherrnhalle, zettelten den Juliputsch in Wien an und taten sich als Organisatoren der Massenmorde in Vernichtungslagern hervor.
Österreich hat sich verpflichtet, alle Spuren des Nationalsozialismus zu tilgen. Der Arier-Paragraf der Burschenschaften ist ein Teil davon, war Ausgangspunkt für den organisierten Massenmord. Als gemäßigte Kräfte forderten, den Arierparagraphen zu streichen, meinte die Arminia Czernowitz, mit diesem „Verrat“ würden sich die Burschenschaften „ihrem inneren Wesen nach selbst aufgeben“. Burschenschaften fordern den Anschluss an Deutschland, obwohl die Verfassung das verbietet. Der Burschenschafter und Ex-FPÖ-Mandatar Werner Neubauer meinte bei einer Demo in Deutschland: „Liebe deutsche Landsleute, ich darf das sagen, weil ich Deutscher bin.“
Wissenschaftliche Definitionen weisen die Burschenschaften als rechtsextreme Organisationen aus. Man darf Haimbuchner und Steinkellner demnach als Antisemiten, Rechtsextremisten und Verfassungsfeinde bezeichnen. Haimbuchner war Obmann des Witiko-Bundes, dessen Mitgliederverzeichnis ein Who-is-Who der Neonazi-Szene ist. In seinen Publikationen finden sich Textstellen wie „Zu den gewaltigsten Geschichtslügen der jüngsten Vergangenheit zählen die sechs Millionen ermordeten Juden“.
Nach Kriegsende schlossen die Burschenschafter keinen einzigen ihrer prominenten Nazis aus. In der Mitgliederliste der Alemannia Wien zu Linz, der Haimbuchner und Steinkellner angehören, scheint bis heute SA-Sturmführer Horst Wessel, Verfasser der Parteihymne der NSDAP, auf. Bei Totengedenken werden die „besonderen Verdienste“ von Ernst Kaltenbrunner, zentrale Figur in Hitlers Terror- und Tötungsmaschinerie, gewürdigt.
Wegbereiter der Vernichtung
Unter Haimbuchner waren Mitglieder der FPÖ-Jugend gleichzeitig Mitglied im neonazistischen Bund Freier Jugend. Laut Verfassungsrechtler Heinz Mayer wurden dort „NS-Verbrechen zynisch geleugnet“ und „NS-Ideen verherrlicht“, in „hetzerischer Sprache Rassenhass geschürt“ und damit „massiv gegen das Verbotsgesetz verstoßen“. Die Arminia Czernowitz lädt zu „Bildungsveranstaltungen“ neonazistische Brandredner ein, um die Jugend zu indoktrinieren. Im Internet- Auftritt der FPÖ-Jugend wer- den die Ergebnisse sichtbar, etwa Nazi-Symbole, Nazi-Sprüche, Werbung für Neonazi-Foren und Neonazi-Bands.
Zweimal konnte der Kongress der „Verteidiger Europas“ in Oberösterreich stattfinden. Burschenschafter, Identitäre, Neonazis, Herausgeber rechtsextremer Medien und prominente FPÖ-Politiker durften den Verschwörungstheorien rechtsextremer Einpeitscher applaudieren. Die Burschenschaften als intellektueller Oberbau des Rechtsextremismus stehen an vorderster Front der braunen Geschichtsfälscher. Auf einer Website des von Burschenschaftern geführten „Freiheitlichen Akademikerverbandes“ wird die Demokratie als „Fehlgeburt der Geschichte“ und „Hure des Westens“ bezeichnet.
Landeshauptmann Stelzer sagt, für Extremismus gebe es „null Toleranz“. Aber er koaliert mit einer Partei, deren führende Exponenten man als Rechtsextremisten, Antisemiten, Rassisten und Verfassungsfeinde bezeichnen darf.
Aus einem Vortrag von Hans-Henning Scharsach beim Netzwerktreffen am 8. Oktober 2022 in Wels