
Ein Kessel Buntes. Von Franz Fend
Der Verfasser dieser Kolumne hat dieses Jahr bereits mehr als 3700 Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt. Er tut dies seit vielen Jahren und ist somit in der Lage, die Entwicklung der Gefährdung und der Bedrohung von Radfahrer*innen zu beschreiben. Er spricht mit vielen und hört so einiges. Diese Gefahren sind, das ist evident, exponentiell angestiegen. So oft wie heuer ist er noch nie geschnitten, beinahe überfahren, touchiert oder aggressiv angehupt worden. Das hängt keineswegs mit der erhöhten Aufmerksamkeit durch die Gewalttaten der Raser- und Tunerszene zusammen. Gewiss, auch dieser Szene sollte man das Handwerk legen. Wie einen, der öffentlich mit einer Schusswaffe herumballert, mit lebenslangem Waffenverbot belegen. Der Gegenstand des Verbots ist halt in diesem Fall das Auto, welches sich ohnehin immer weniger von Waffen unterscheidet.
Diese Tuner-Szene, so lästig sie auch sein mag, ist nichts gegen die Gefahr, die von den täglichen Pendler*innen aus den städtischen Speckgürteln ins Zentrum ausgeht. Aufgeputscht mit was auch immer (vermutlich Pervitin wie früher das Crystal Meth genannt wurde, Panzerschokolade trifft es noch genauer, das passte zum Gewicht der SUVs), machen sie mit ihren Cayenne, x5, Touaregs und Q7 alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellt, oder was ihnen auch nur ein paar Sekunden ihrer Fahrtzeit kosten könnte. Die Aggressivität, die Ellbogenmentalität und Rücksichtslosigkeit der vorherrschenden neoliberalen Gesellschaft kulminiert in deren Fahrstil. Dass zuweilen schwächere Verkehrsteilnehmer*innen den Fahrer*innen dieser LL- und UU-SUV’s oft Dinge wie etwa Schimmel in ihren Häusern, die Krätze und Läuse an ihren Kindern, die Verwandtschaft in der Psychiatrie und den Fahrern selbst einen Seitenausgang fürderhin wünschen, ist nur verständlich, ändert aber am Problem nichts.
Andere wiederum fordern eine City-Maut, welche das Einkommen der SUV-Panzerfahrer als Basis nimmt und mit der PS-Anzahl ihrer Gefährte potenziert wird. Allein der Griff zur Autotür sollte im gelindesten Fall einen Privatkonkurs nach sich ziehen, wünschen sich viele (dass sie in Wirklichkeit Schuldeneintreiber mit der kalabrischen Methode meinen, sagen sie nicht offen).