
Andreas Heißl im Gespräch mit KUPF-Geschäftsführer Thomas Diesenreiter über die derzeitige Lage der Kulturbetriebe.
Der langanhaltende Lockdown setzt vor allem den kleinen Kunst & Kulturbetrieben zu. Wie könnte man die derzeitige Lage beschreiben?
Eine Mischung aus Abwarten, Teetrinken, Verzweifeln und Neustart planen. Der überwiegende Teil der Szene trägt die gesundheitspolitischen Maßnahmen klar mit. Viele wünschen sich eine Perspektive, wie es weitergehen kann. Unverständnis herrscht bei vielen darüber, dass im Tourismus die Regeln deutlich laxer sind oder kaum kontrolliert werden, etwa in Tirol. Leider schlittern auch in der Kulturszene manche in Verschwörungstheorien ab und beteiligen sich unreflektiert an Coronaleugnerdemos.
Trotz Präventionsmaßnahmen ist der Kultursektor einer der letzten der aufsperren darf. Ist das aus eurer Sicht gerechtfertigt?
Dass wir nicht so schnell wieder auf Raves gehen können, wo eng an eng getanzt wird, ist prinzipiell nachvollziehbar. Es wäre dennoch besser gewesen, hätte man von Anfang einen wirklich harten Lockdown für alle – also auch für Industrie und Wirtschaft – umgesetzt. Die Forderung #zerocovid klingt radikal, hat aber in den Ländern, die das geschafft haben, zu deutlich weniger Todesopfer, weniger langen Einschränkungen und weniger Wirtschaftseinbruch geführt.
Es gibt einige Hilfsfonds für Kunst & Kulturschaffende. Wie hoch sind da die bürokratischen Hürden und kommen die Hilfen auch an?
Im Großen und Ganzen kommen die Hilfen an, ja. Aber alle Instrumente haben auch ihre Schwachstellen, die leider oft trotz unserer Kritik bis heute nicht behoben wurden. Beispielsweise gilt die Kurzarbeit nicht für geringfügige Angestellte, eine im freien Kulturbereich verbreitete Anstellungsform. Auch der NPO-Fonds hat bei allen Vorteilen wie einer schnellen Abwicklung einige strukturelle Probleme, die auch in der angekündigten Verlängerung nicht behoben werden. Das Land OÖ hat zwar viel angekündigt, aber auch hier hapert es in der Umsetzung leider oftmals.
Wie soll es aus Sicht der KUPF weitergehen? Was fordert ihr konkret von der Politik?
Wir sollten die Chance für einen kulturpolitischen Neustart nutzen. Das heißt konkret, die dramatische Unterfinanzierung der freien Szene zu beenden. Die KUPF OÖ fordert seit Jahren eine Verdopplung der Ermessensausgaben für die zeitgenössische Kunst und Kultur. Das wären etwa fünf Mio. Euro mehr pro Jahr oder plus 2,5 Prozent im Kulturbudget des Landes.