Düstere Aussichten

Insalata Mista. Von Leo Furtlehner

„Gute Zeiten für Arbeitnehmer“ ortet Karin Bauer (Standard, 2.1.2021), macht aber gleich im Untertitel deutlich „Ein Zurück in alte Arbeitsmuster gibt es nicht“. Bauers „positive Nachricht“ zielt also auf noch stärkere Prekarisierung und ist damit keine Froh- sondern eine Drohbotschaft.

Denn schon „rund eine halbe Million Arbeitslose, 400.000 in Kurzarbeit und weitere zigtausend, die in diesen Statistiken gar nicht aufscheinen“ widerlegen den neoliberalen Zweckoptimismus aus einer von der Arbeitswelt abgeschotteten Redaktionsstube.

Sogar der ÖVP-nahe AMS-Chef Johannes Kopf sieht die Aussichten düster. Vor allem für ältere Menschen, die schon vor Corona arbeitslos waren, habe sich die Lage verschärft. Auch wenn Kopf hofft „Nach der Krise kommt der Aufschwung“ (Presse, 2.1.2021). Ob das allein mit Umschulung und Ausbildung gelingt, ist mehr als fraglich.

Die von Frau Bauer bejubelte „Pleite der alten Arbeitsordnung“ und ihrer „fixen Dogmen“ zielt auf Homeoffice und „hybride Lösungen“. Und allen Ernstes auf den Glauben, dass ihrer Chancen beraubter „junge Menschen und solche ab 50“ künftig wählerischer sein könnten. Ein solcher „Masterplan für Ausbildungs- und Jobchancen“ kann nur als beschränkt bezeichnet werden.

Denn realpolitisch haben die Firmen angesichts hoher Arbeitslosenzahlen wohl noch mehr Auswahlmöglichkeiten. Und der Druck prekäre Teilzeitjobs anzunehmen oder sich in eine fragwürdige (Schein-)Selbstständigkeit zu begeben wird weiter steigen.

Bezeichnend bei solchem Geschwafel ist, dass dabei die überfällige Arbeitszeitverkürzung (mit einer 30-Stunden-Woche als neuem Standard), um die Schere zwischen schlecht bezahlter Teilzeit auf der einen und Überstunden ohne Ende auf der anderen Seite zu schließen kein Thema ist.

Ebenso, dass die Erhöhung des Arbeitslosengeldes und ein (zumindest befristetes) Existenzgeld für Menschen, die durch Corona ihre Existenzgrundlage verloren haben, auf die Tagesordnung gehört, statt den Konzernen mit dem Motto „Koste es was es wolle“ weiter die Millionen hineinzuschieben.

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