Generation Covid

Stefanie Breinlinger über Corona und Jugendarbeitslosigkeit.

Nach der Finanzkrise von 2008 bekommen die Menschen wieder einmal mit aller Härte zu spüren, dass die kapitalistische Marktwirtschaft neoliberaler Prägung mit wiederkehrenden einschneidenden Krisen und enormen sozialen Verwerfungen einhergeht. Sie bietet jedoch keine Lösungen für diese massiven sozialen und wirtschaftlichen Probleme, die sie erzeugt.

Eine sozial gerechte Gesellschaft lässt sich nur durch staatliche Eingriffe herstellen. Der durch die COVID-19-Maßnahmen vertiefte wirtschaftliche Einbruch hatte massenhafte Arbeitslosigkeit zur Folge – dabei ist die wirtschaftliche und soziale Krise noch lange nicht ausgestanden.

Verlorene Generation?

Jugendliche sind von der aktuellen Arbeitslosigkeit noch stärker betroffen als die Durchschnittsbevölkerung. Derzeit sind rund 50.000 Menschen unter 25 Jahren ohne Job – das sind doppelt so viele als vor der Corona-Krise. Die Aussicht ist ebenfalls düster für Jugendliche und junge Erwachsene beim Berufseinstieg, wenn nicht entschieden gegengelenkt wird.

Auch im Vergleich zum Vorjahr wird sich die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen in Österreich laut einer Prognoserechnung der JKU Linz verdoppeln. Laut market-Umfrage werden bis zu 10.000 weniger Lehrstellen im Herbst verfügbar sein. Derzeit sind nur 4.000 Lehrstellen offen, während doppelt so viele Personen eine solche suchen.

Verlorene Zukunft?

Diese Entwicklungen schlagen sich bereits in den subjektiven Erwartungshaltungen in der Generation der Jugendlichen nieder: Eine qualitative Studie des Instituts für Jugendkulturforschung ergab bei der Befragung von 16- bis 29-jährigen Frauen, dass bei der Mehrheit existenzielle Ängste aufgrund Arbeitsplatzverlust bzw. sinkender Jobchancen die Wahrnehmung ihrer beruflichen Zukunft dominieren. Bei 71 Prozent der befragten jungen Frauen besteht die größte Sorge in einer Corona-bedingten Weltwirtschaftskrise.

Für Jugendliche und junge Erwachsene ist es besonders tragisch, wenn der wichtige Lebensabschnitt Berufseinstieg nicht gelingt: Es erzeugt hohen Stress, wenn Zukunftspläne der Jugendlichen scheitern und sie aufgrund der Perspektivenlosigkeit nicht in der Lage sind, sich ein eigenständiges Leben aufzubauen. Langzeitarbeitslosigkeit, Einkommensverlust und Armutsgefährdung, psychische Erkrankungen, Abkehr von der Gesellschaft sind unmittelbare schwerwiegende Auswirkungen auf die jungen Menschen in unserer Gesellschaft. Künftige Fachkräfte fehlen obendrein. Großes individuelles Leid und hohe gesellschaftliche Kosten wird die Rekordjugendarbeitslosigkeit ohne zusätzliche Fördermaßnahmen zur Folge haben.

Ausbildungsgarantie für Jugendliche

Die verantwortlichen EntscheidungsträgerInnen sind also dringendst gefordert, die Generation Jugendlicher aufzufangen, ihnen eine Chance zu geben und zu vermitteln, dass sie und ihre Fähigkeiten eine Bedeutung haben. Das Ziel muss sein, Lehrstellen zu schaffen in der Verwaltung, in staatlichen und staatsnahen Betrieben und den Lehrwerkstätten, die in der Vergangenheit sogar Kürzungen hinnehmen mussten.

Eine Ausbildungsgarantie bis 25 Jahre könnte man umsetzen, wenn Plätze in überbetrieblichen Ausbildungsstätten wie Produktionsschulen und Lehrwerkstätten aufgestockt werden, sodass diese den Lehrstellen-Rückgang anderer Betriebe ausgleichen können.

Ebenso muss das AMS-Budget wesentlich erhöht werden. Für die finanzielle Absicherung der Auszubildenden braucht es zudem eine Anhebung der Beihilfen auf 792 Euro für über 18-Jährige im dritten Lehrjahr in überbetrieblichen Lehrausbildungen (d.h. auf das Niveau vor Kürzung durch Türkis-Blau). Begleitmaßanhmen wie kostenlose Psychotherapie für junge Menschen und den Ausbau sozialraumorientierter Jugendarbeit (z.B. Jugendzentren) können junge Menschen auf ihrem Weg stärken.

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