
Insalata Mista. Von Franz Fend
„Vorderstoder – das märchenhafte Bergdorf“, so macht der kleine Ort im Stodertal Werbung in den unterschiedlichsten Medien. Abgesehen davon, dass die meisten Märchen hierzulande ganz schön brutal sind und dass man Tourismuswerbung nicht für bare Münze nehmen sollte, ist die Dreistigkeit, mit der hier vorgegangen wird, verblüffend. Denn seit Jahrzehnten bemühen sich das Alpenkaff und seine Nachbarn da- rum, die dortigen Schigebiete zu erweitern.
Die Verbindungspläne mit der Wurzeralm samt Tunneln wurden aufgrund massiver Proteste, wahrscheinlich aber auch aufgrund der Durchgeknalltheit des Projekts ad acta gelegt. Doch schon damals war klar, dass die Touristiker mit der Landesregierung im Rücken nicht klein beigeben würden. Nicht überraschend, wurden nun die Pläne für eine Schiliftverbindung von Vorderstoder mit der Hutterer Höss vorgelegt. Sie lassen keinen Zweifel offen: Das Stodertal möchte Klein-Ischgl werden. Tourismus, bis der Arzt kommt.
Dass diese Schi-Gaudi nicht ohne schwerwiegende Umweltschäden zu haben sein wird, ist allen Beteiligten klar. Allein, der Tourismus-Industrie ist es egal. Es wird drübergefahren, wenn es um den Profit geht. Knapp tausend Parkplätze sollen betoniert werden, 42 Hektar Wald in sensibler Lage müssten gerodet werden, Speicherteiche für die Schneekanonen mit mehr als 170.000 Kubikmetern müssten gegraben werden.
Diese sollen aus dem sechs Kilometer entfernten Steyr-Fluß gefüllt werden. Die Schäden durch den zusätzlichen Verkehr und den Energieverbrauch durch die Beschneiung noch gar nicht eingerechnet. Mehr als 45 Millionen Euro aus öffentlichen Geldern sollen in das Projekt fließen, welches nur Gewinne für wenige, dafür Schäden und Belastungen für viele bedeuten würde.
Dafür, dass dieser Schiliftwahn- sinn ein sehr kurzes Gastspiel haben werde, sorgt die zunehmende Klimaerwärmung. Bald wird auf diesen Seehöhen nicht einmal mehr Kunstschnee möglich sein. Mit den vorliegenden Plänen wird die Klimaerwärmung aber zusätzlich befeuert. Es mag was Tröstliches haben, wenn die Pläne der Touristiker ihr eigenes Begräbnis beinhalten. Vernünftiger wäre es allerdings, würde man die Pläne begraben, bevor der Schaden angerichtet ist.